P R E S S E S P I E G E L

 

Blackwork

Rezension zum Gastspiel an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt 13.06.2004 -
aus "Sonnensegel" vom 15.06.2004


Das diesjährige Schultheaterfest begann, wie das im vergangenen Jahr geendet hatte: mit einer beeindruckenden Arbeit des Theaters im Schuppen e.V. Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Frank Radüg: „Blackwork“ erzählt auf drei stark assoziativen Ebenen eine Geschichte um junge Leute, die – jeder für sich – die Herausforderung des Lebens annehmen oder ablehnen, sich aber immer auf irgendeine Weise zu ihr verhalten müssen. Es geht um Liebe und Hass, um Leben und Tod, um das Kindsein und das Erwachsenwerden in einer kalten Welt, in der Schein oft mehr zählt als jedes Sein. Es geht vor allem auch um die individuelle Entscheidung für oder gegen das Leben, für oder gegen den Schein und für oder gegen den Sinn in jedem leben.

Was sich in dieser knappen Zusammenfassung sehr dramatisch und gewichtig liest, kommt auf der Bühne durchaus spielerisch und humorvoll daher. Die über die unmittelbaren Situationen hinausgehenden Dimensionen der Geschichte erschließen sich erst mit fortschreitender Handlung, mit der zunehmenden Durchsichtigkeit der komplexen Beziehungen der Figuren untereinander. In deren Zentrum steht Rudi – „der pierct und tätowiert aus Überzeugung und des Geldes wegen“. Dessen positives Gegengewicht bildet Tina, die Moral symbolisierend, nach der Rudi hungert, die Stärke und die Hoffnung. Denn Hoffnung bleibt am Ende, trotz – oder vielleicht auch wegen – des schweren Themas, dem sich das Theater im Schuppen gestellt hat. Und das Regisseur und Darsteller wiederum in ihrer sie unmittelbar umgebenden Lebenswelt verorten: in einer Stadt an der Oder, in der die Perspektiven nicht eben üppig gesät sind.

Die körperbetonte, sinnliche Spielweise des Ensembles auf der leeren Hinterbühne lässt mit nur wenigen Versatzstücken beeindruckende Bilder von bestechender Intensität und Aussagekraft entstehen, die nicht nur im Kopf des Zuschauers Spuren hinterlassen, sondern ganz wesentlich auch affektive Wirkungen hervorrufen. Dabei verwischen die Grenzen zwischen Gesang, Tanz, Spiel, Musik und Sprache und lassen ein Ganzes entstehen, das aus sich lebt und wirkt, und in besonders starken Momenten aus dem Ensemble, das sich ohnehin – trotz offensichtlich vorhandener Differenzen hinsichtlich der bisher erreichten Fähigkeiten der einzelnen Darsteller – durch große Geschlossenheit auszeichnet, einen atmenden Körper schafft.

S.P.


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