Das diesjährige Schultheaterfest begann, wie das im vergangenen
Jahr geendet hatte: mit einer beeindruckenden Arbeit des Theaters im
Schuppen e.V. Frankfurt (Oder) unter der Leitung von Frank Radüg:
„Blackwork“ erzählt auf drei stark assoziativen Ebenen
eine Geschichte um junge Leute, die – jeder für sich –
die Herausforderung des Lebens annehmen oder ablehnen, sich aber immer
auf irgendeine Weise zu ihr verhalten müssen. Es geht um Liebe
und Hass, um Leben und Tod, um das Kindsein und das Erwachsenwerden
in einer kalten Welt, in der Schein oft mehr zählt als jedes Sein.
Es geht vor allem auch um die individuelle Entscheidung für oder
gegen das Leben, für oder gegen den Schein und für oder gegen
den Sinn in jedem leben.
Was
sich in dieser knappen Zusammenfassung sehr dramatisch und gewichtig
liest, kommt auf der Bühne durchaus spielerisch und humorvoll daher.
Die über die unmittelbaren Situationen hinausgehenden Dimensionen
der Geschichte erschließen sich erst mit fortschreitender Handlung,
mit der zunehmenden Durchsichtigkeit der komplexen Beziehungen der Figuren
untereinander. In deren Zentrum steht Rudi – „der pierct
und tätowiert aus Überzeugung und des Geldes wegen“.
Dessen positives Gegengewicht bildet Tina, die Moral symbolisierend,
nach der Rudi hungert, die Stärke und die Hoffnung. Denn Hoffnung
bleibt am Ende, trotz – oder vielleicht auch wegen – des
schweren Themas, dem sich das Theater im Schuppen gestellt hat. Und
das Regisseur und Darsteller wiederum in ihrer sie unmittelbar umgebenden
Lebenswelt verorten: in einer Stadt an der Oder, in der die Perspektiven
nicht eben üppig gesät sind.
Die
körperbetonte, sinnliche Spielweise des Ensembles auf der leeren
Hinterbühne lässt mit nur wenigen Versatzstücken beeindruckende
Bilder von bestechender Intensität und Aussagekraft entstehen,
die nicht nur im Kopf des Zuschauers Spuren hinterlassen, sondern ganz
wesentlich auch affektive Wirkungen hervorrufen. Dabei verwischen die
Grenzen zwischen Gesang, Tanz, Spiel, Musik und Sprache und lassen ein
Ganzes entstehen, das aus sich lebt und wirkt, und in besonders starken
Momenten aus dem Ensemble, das sich ohnehin – trotz offensichtlich
vorhandener Differenzen hinsichtlich der bisher erreichten Fähigkeiten
der einzelnen Darsteller – durch große Geschlossenheit auszeichnet,
einen atmenden Körper schafft.
S.P.
© 1999 -2004 THEATER IM SCHUPPEN