P R E S S E S P I E G E L

 

taube im gitterkreuz -
das leben ist liebe ... überall. und der rest ist schweigen


Rezension zum Gastspiel an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt 26.06.2003


nachdem das theater im schuppen unter der leitung von frank radüg bereits am ersten abend der diesjährigen schultheatertage mit sartres "fliegen" aufsehen erregt hatte, setzte es auch dessen beeindruckenden schlußpunkt. man kann darüber streiten, ob diese präsenz der frankfurter theatergruppe auf einem uckermärkischen SCHULtheaterfest berechtigt ist ... man kann aber auch behaupten, daß keine stimmigere klammer zwischen laien- und professionellem theater hätte konstruiert werden können als durch das auftreten dieses ensemble. ich persönlich tendiere zu letzterem. ronny ist im knast, seit er 14 ist. er kommt gut zurecht, weiß, wo es lang geht. man legt ihm den neuankömmling tobias in die zelle, der an gnadenloser selbstüberschätzung leidet und nicht bereit ist, sich den bestehenden regeln unterzuordnen. was allerdings notwendig ist, wenn man im system überleben will. sehr schnell entwickelt sich ein kampf um die macht in der winzigen zelle, in dem das aufsichtspersonal in der person knast-hannis lediglich als schiedsrichter fungiert und persönliche sympathien eine lebenswichtige rolle spielen. "taube im gitterkreuz" ist ein text, den frank radüg und seine darsteller selbst erarbeitet haben: er besticht durch seine einfache, sinnliche sprache, durch seine eindringliche realitätsnähe, die durch eine sehr bestimmte künstlichkeit konterkariert und verstärkt wird. die minimalistische umsetzung bringt den text erst recht zur geltung ebenso wie die großartigen darstellerischen leistungen, die sich durch eine sehr konzentrierte und körperliche spielweise auszeichnen. - eine harte geschichte, die durchaus über sehr poetische und komische momente verfügt und mit großer leichtigkeit erzählt wird. wunderbar. - und wieder fehlen mir die worte, wie schon an jenem donnerstagabend, um diesen großartigen theaterabend angemessen beschreiben zu können. - das passiert mir nicht sehr oft und ist vielleicht das beste, was ich über diese inszenierung sagen kann: daß sie theater in seiner konzentriertesten form war. auf den darsteller gestellte, überaus sinnliche geschichtenerzählung, die sich kritisch zur uns umgebenden realität stellt, die sich in ihrer komplexität nicht vollständig in worte fassen lässt und dabei nicht nur den verstand sondern ganz wesentlich auch das gefühl beanspruchte - das des publikums wie das der bühnenfiguren. und deshalb möchte ich an dieser stelle - wenn auch unüblicherweise - stephanie paschke, daniel heinz, stefan stern und frank radüg noch einmal für diesen abend danken - der mir persönlich sehr viel bedeutet. s.p.

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