Schauspielergruppe "Frankfurter spielen für Frankfurter" nimmt heute
abend im Theater im Schuppen das Gesundheitssystem aufs Korn
Von DAVID BARWICK
Zu den Freuden des Lebens zählt ein Krankenhausaufenthalt nicht. Schon
deswegen, weil ja irgendetwas nicht in Ordnung ist. Trösten kann sich
der Patient eigentlich nur mit der Zuversicht, dass die Ärzte und Krankenschwestern
an seiner möglichst raschen Genesung interessiert sind. Oder? Dass dem
nicht unbedingt so ist, will die Theatergruppe "Frankfurter spielen
für Frankfurter" ihrem Publikum vor Augen führen. Mit ihrer Farce "Schule
der Patientinnen", die am Freitagabend im Theater im Schuppen Premiere
feiert, nehmen die Schauspieler ein Gesundheitssystem aufs Korn, das
Ärzten und Krankenpersonal starken Anreiz bietet, es mit dem hippokratischen
Eid nicht so genau zu nehmen, ja diesen mitunter mit Füßen zu treten.
"Das Geld bestimmt die Moral", erklärt Regisseur Frank Radüg den Leitgedanken
des Stücks. Mit Witz, Geist und bitter-ironischer Konsequenz setzt ihn
seine neunköpfige Truppe um. So nehmen mit der Krankenhausanmeldung
Frau Krause, der es innerlich zwickt und zuckt, Fräulein Cordula, die
abtreiben will, und die unter alkoholbedingten Halluzinationen leidende
Regine die Gefahr ungeahnt größerer Beschwerden in Kauf. Denn, so heißt
es im Stück: "Den Wert eines Patienten bestimmen die zu kurierenden
Leiden: "Wer hat da ein Interesse am kerngesunden Klienten? Nicht jedenfalls
der jedem Bakterchen gewachsene Oberheilkünstler Marx, der schluchzend
zugibt, nur gegen die Gesundheit machtlos zu sein. Und nicht die ihn
anhimmelnden Krankenschwestern und Assistenzärzte, die die Frage, ob
das Heilverfahren voll versicherungsfähig ist, weitaus mehr beschäftigt
als das Verfahren an sich - vom zur Milchkuh gewordenen Pflegebedürftigen
zu schweigen. Doch so ganz ohnmächtig vor dem unlukrativen Wohlsein
ist das Pflegepersonal des skurrilen Krankenhauses nicht. Denn auf eine
Beschwerde kann ja immer eine ganz neue folgen. Und wo kein Gebrechen
ist, kann eines entdeckt werden. Oder, wenn's darauf ankommt, gar eigens
hervorgerufen werden. Wie schon bei der Eröffnung des Kleist Forums,
als sie ihre Variante des "Zerbrochenen Kruges" vorführte, gibt die
Gruppe "Frankfurter spielen für Frankfurter" auch in "Schule der Patientinnen"
eine überzeugende Probe ihres schauspielerischen Könnens. Die Ernsthaftigkeit
des Themas tut dem Humor keinen Abbruch, und umgekehrt wird zwar der
Zuschauer immer wieder lachen, aber dennoch zum Nachdenken angeregt.
Zur Mannschaft auf der Bühne gehören Katrin Böhme, Evelin Grunemann,
Katharina Patzelt, Frank Nachtigall, Claus Junghanns, Peggy Zimmer,
Andrea Windscheffel, Christina Hohmuth, und Stephanie Paschke. Die Premiere
ist morgen um 19.30 Uhr im Theater im Schuppen (Ziegelstraße 28a), weitere
Vorstellungen sind am Sonnabend sowie dem 22. November auch um 19.30
Uhr. Einige Karten stehen für die Premiere noch an der Abendkasse zur
Verfügung, teilt das Theater mit. Vorbestellung ist für die Uraufführung
nicht mehr möglich.