P R E S S E S P I E G E L

MOZ 14.11.2002

Premiere für Schule der Patientinnen

Schauspielergruppe "Frankfurter spielen für Frankfurter" nimmt heute abend im Theater im Schuppen das Gesundheitssystem aufs Korn

Von DAVID BARWICK

Zu den Freuden des Lebens zählt ein Krankenhausaufenthalt nicht. Schon deswegen, weil ja irgendetwas nicht in Ordnung ist. Trösten kann sich der Patient eigentlich nur mit der Zuversicht, dass die Ärzte und Krankenschwestern an seiner möglichst raschen Genesung interessiert sind. Oder? Dass dem nicht unbedingt so ist, will die Theatergruppe "Frankfurter spielen für Frankfurter" ihrem Publikum vor Augen führen. Mit ihrer Farce "Schule der Patientinnen", die am Freitagabend im Theater im Schuppen Premiere feiert, nehmen die Schauspieler ein Gesundheitssystem aufs Korn, das Ärzten und Krankenpersonal starken Anreiz bietet, es mit dem hippokratischen Eid nicht so genau zu nehmen, ja diesen mitunter mit Füßen zu treten. "Das Geld bestimmt die Moral", erklärt Regisseur Frank Radüg den Leitgedanken des Stücks. Mit Witz, Geist und bitter-ironischer Konsequenz setzt ihn seine neunköpfige Truppe um. So nehmen mit der Krankenhausanmeldung Frau Krause, der es innerlich zwickt und zuckt, Fräulein Cordula, die abtreiben will, und die unter alkoholbedingten Halluzinationen leidende Regine die Gefahr ungeahnt größerer Beschwerden in Kauf. Denn, so heißt es im Stück: "Den Wert eines Patienten bestimmen die zu kurierenden Leiden: "Wer hat da ein Interesse am kerngesunden Klienten? Nicht jedenfalls der jedem Bakterchen gewachsene Oberheilkünstler Marx, der schluchzend zugibt, nur gegen die Gesundheit machtlos zu sein. Und nicht die ihn anhimmelnden Krankenschwestern und Assistenzärzte, die die Frage, ob das Heilverfahren voll versicherungsfähig ist, weitaus mehr beschäftigt als das Verfahren an sich - vom zur Milchkuh gewordenen Pflegebedürftigen zu schweigen. Doch so ganz ohnmächtig vor dem unlukrativen Wohlsein ist das Pflegepersonal des skurrilen Krankenhauses nicht. Denn auf eine Beschwerde kann ja immer eine ganz neue folgen. Und wo kein Gebrechen ist, kann eines entdeckt werden. Oder, wenn's darauf ankommt, gar eigens hervorgerufen werden. Wie schon bei der Eröffnung des Kleist Forums, als sie ihre Variante des "Zerbrochenen Kruges" vorführte, gibt die Gruppe "Frankfurter spielen für Frankfurter" auch in "Schule der Patientinnen" eine überzeugende Probe ihres schauspielerischen Könnens. Die Ernsthaftigkeit des Themas tut dem Humor keinen Abbruch, und umgekehrt wird zwar der Zuschauer immer wieder lachen, aber dennoch zum Nachdenken angeregt. Zur Mannschaft auf der Bühne gehören Katrin Böhme, Evelin Grunemann, Katharina Patzelt, Frank Nachtigall, Claus Junghanns, Peggy Zimmer, Andrea Windscheffel, Christina Hohmuth, und Stephanie Paschke. Die Premiere ist morgen um 19.30 Uhr im Theater im Schuppen (Ziegelstraße 28a), weitere Vorstellungen sind am Sonnabend sowie dem 22. November auch um 19.30 Uhr. Einige Karten stehen für die Premiere noch an der Abendkasse zur Verfügung, teilt das Theater mit. Vorbestellung ist für die Uraufführung nicht mehr möglich.

STARTSEITE | SPIELPLAN | REPERTOIRE | ÜBER UNS | KONTAKT | GÄSTEBUCH| KARTEN